
Die Enttäuschung über die Ergebnisse des Koalitionsausschusses ist beim Handwerk in der Region groß.
Rhein-Erft. Die Bundesregierung hat entschieden: Die Stromsteuer wird nicht für alle gesenkt. Handwerksbetriebe gehen leer aus – und das sorgt für Frust im Rhein-Erft-Kreis.
Im Koalitionsvertrag stand: Die Stromsteuer sollte auf das europäische Mindestmaß sinken – für alle Betriebe. Jetzt profitieren nur das produzierende Gewerbe sowie Land- und Forstwirtschaft. Viele Handwerksbetriebe, gerade kleine und mittlere, bleiben außen vor. Die Politik verweist auf leere Kassen, doch das Handwerk fühlt sich im Stich gelassen.
„Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. Wer uns bei den Energiekosten im Regen stehen lässt, gefährdet nicht nur Betriebe, sondern auch Ausbildungsplätze und die Versorgung vor Ort“, sagt Peter Ropertz, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft.
Was bedeutet das für das Handwerk?
- Strom bleibt teuer: Handwerksbetriebe zahlen weiterhin 2,05 Cent pro Kilowattstunde. Die versprochene Senkung auf 0,05 Cent hätte die Steuerlast um bis zu 1.000 Euro pro Jahr gesenkt – bares Geld, das jetzt fehlt.
- Wettbewerbsnachteil: Während große Industriebetriebe entlastet werden, müssen Handwerker weiter jeden Cent umdrehen. Das ist unfair und gefährdet Arbeitsplätze.
- Bürokratie bleibt: Wer Entlastung will, muss sich durch Anträge kämpfen. Für viele kleine Betriebe lohnt sich der Aufwand kaum.
Martina Engels-Bremer, Kreishandwerksmeisterin, bringt die Enttäuschung auf den Punkt:
„Wir haben auf Entlastung gehofft. Die Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die täglich anpacken und für die Region arbeiten. Das Handwerk braucht faire Rahmenbedingungen – keine leeren Versprechen. Das Handwerk fordert mehr als Anerkennung in Sonntagsreden.“
Die Stromsteuer ist für viele Handwerksbetriebe ein echter Bremsklotz. Gerade in energieintensiven Bereichen wie Bäckereien, Fleischereien oder auch metallverarbeitenden Betrieben frisst sie einen großen Teil der Marge auf. Das macht Investitionen in moderne Technik oder in die Ausbildung junger Menschen schwerer. Und es schwächt die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Industrie, die von Sonderregelungen profitiert.
Guido Boveleth, Obermeister der Bäcker-Innung Köln/Rhein-Erft, wird deutlich:
„Für uns Bäcker ist Strom ein riesiger Kostenfaktor. Die Politik redet von Wertschätzung, aber bei den Entscheidungen sieht das anders aus. Wer will, dass es auch morgen noch frische Brötchen gibt, muss das Handwerk entlasten!“
Politik muss liefern – jetzt!
Die Bundesregierung verweist auf andere Entlastungen, wie die Abschaffung der Gasspeicherumlage oder die Übernahme von Netzentgelten. Doch das reicht nicht. Das Handwerk braucht eine echte, spürbare Entlastung bei den Stromkosten – und zwar jetzt, nicht irgendwann.
Was jetzt zu tun ist
- Stromsteuer für alle senken: Das Handwerk fordert, das Versprechen einzulösen und die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken.
- Bürokratie abbauen: Entlastungen müssen einfach und unbürokratisch zugänglich sein.
- Handwerk stärken: Wer regionale Wirtschaft, Ausbildung und Versorgung sichern will, muss das Handwerk entlasten.
Peter Ropertz fasst zusammen: „Wir erwarten von der Politik, dass sie Wort hält. Das Handwerk ist systemrelevant – nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch im Alltag.“
Die Stromsteuer-Entscheidung muss, sagt Kreishandwerksmeisterin Martina Engels-Bremer, „ein Weckruf sein“. Das Handwerk will nicht länger Bittsteller sein. Es ist Zeit für Taten – für eine starke, faire und zukunftsfähige Handwerkslandschaft im Rhein-Erft-Kreis und darüber hinaus. Denn wer das Handwerk entlastet, entlastet die Bürgerinnen und Bürger.